Hallo liebe Leute und herzlich willkommen im Seminar zu Textanfängen. Cool, dass Sie mit dabei sind. ///
- Ach, nee, so geht das nicht.
Aus einer produktionsorientierten Perspektive ist der Beginn eines Textes, unter anderem mit Blick auf Gattungen und Genres, thematische Orientierungen, mediale Kontexte, textuelle und paratextuelle Strukturen, intendierte Wirkabsichten und dafür eingesetzte Rhetoriken sowie nicht zuletzt auch hinsichtlich der jeweils angenommenen Lesererwartungen, ein hochgradig diffiziles Unterfangen. ///
- Nun, vielleicht einigermaßen richtig, aber doch ziemlich verklausuliert und kompliziert.
Der Textanfang markiert den Übergang von Nicht-Text zu Text und kann damit zugleich auch stellvertretend stehen für eine weitreichende, ja bis ins Metaphysische gehende Frage und Entscheidung – und zwar derjenigen nach Sein oder Nicht-Sein. ///
- Das ist doch auch etwas arg esoterisch.
Mit dem Textanfang wollen wir unseren Leserinnen und Lesern ein Thema schmackhaft machen und sie womöglich gar schon in eine bestimmte Richtung lenken. Er ist im Grunde nie ganz perfekt und könnte immer wieder anders gefasst werden. ///
- Naja, auch ein Textanfang muss einmal an sein Ende (die Textmitte?) kommen.
Im Seminar werden wir versuchen, dieses Ende des Anfangs zu erreichen. In ihm, dem Seminar, beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Textanfängen in der medialen, literarischen und wissenschaftlichen Kommunikation. Einerseits werden wir uns diesen Anfängen aus einer analytischen Perspektive nähern und dabei den je eigenen Möglichkeiten und ‚Gesetzmäßigkeiten‘ der damit verbundenen Textsorten auf dem Grund gehen. Dies betrifft sowohl fiktionale als auch faktuale Texte. Wir werden uns daher einen Überblick erarbeiten, der von Briefen, Romanen und Kurzgeschichten über Reden, Essays und Seminararbeiten bis hin zu Berichten und Reportagen reicht. Andererseits werden wir selbst auch in schreibpraktischen Übungen Textanfänge produzieren und dabei überlegen, welche Mittel wir dafür verwenden (können) und welche Funktionen wir damit verfolgen.