In diesem Seminar wollen wir uns mit der Wiederbelegung metaphysischer und ontologischer Fragestellungen in der Philosophie beschäftigen, die zwar nie ganz von der Bildfläche verschwunden waren, jedoch spätestens seit der sogenannten „sprachkritischen Wende“ (linguistic turn) beinahe vollends auf die Reservebank philo- sophischer Auseinandersetzungen verbannt schienen. Dabei werden wir uns sowohl mit den offenbar legitimen
Gründen für diese Resurrektion, als auch mit der berechtigten Kritik und den Aporien befassen, denen sich metaphysische und ontologische (Anti-)/Realismen im 21. Jahrhundert stellen müssen. Nach einem Gang durch die klassische Metaphysik bis zur kritischen Wende Kants sowie deren idealistische und lebensphilo-sophische
Aktualisierungen wenden wir uns dem Neuen Realismus im Plural zu, um uns ein Bild über das Spektrum der neuen Ansätze zu machen. Neben dem Neuen Realismus, wie er oft aus analytischer Perspektive verstanden wird, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Spekulativen Realismus sowie explizit materia-listische, feministische und phänomenologische Positionen, um mit dem Dialektischen Materialismus Slavoj Žižeks abzuschließen. Weil es sich um ein Seminar handelt, das vor allem einen weitläufigen Überblick über die
Diskussion bereitstellen soll, wird eine horizontale Begriffsdifferenzierung einer vertikalen Tiefenschau vorangestellt; das Leseaufkommen ist zwar hoch, aber dafür sehr divers und damit „oberflächlich“. Die inhaltliche
Versenkung in einzelne Gebiete und Fragen ist wiederum von Ihnen selbst zu erbringen und thematisch sehr freigestellt; von Pädagogik über Kunst- und Kulturtheorie bis hin zur Quantenphysik sind Ihnen allerlei Um
(denk)wege gestattet. – Bitte beachten Sie in Zusammenhang mit diesem Seminar, dass im Modul
„Phänomenologie Übung“ ein Lektüreseminar von mir angeboten wird, worin wir Slavoj Žižeks 2019 erschienenes, dialektisch-materialistisches Hauptwerk: „Sex und das verfehlte Absolute“ in Gänze lesen werden.
Beide Seminare verweisen also aufeinander, müssen aber nicht gemeinsam belegt werden.